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Schilddrüsen-Störungen bei Kindern oft unerkannt


Schilddrüse
Störungen der Schilddrüse bleiben bei Kindern oft unerkannt

t-online, Dorothee Schulte

Aktualisiert am 05.06.2015Lesedauer: 4 Min.
Frühzeitige Erkennung ist bei Schilddrüsenerkrankungen enorm wichtig.Vergrößern des BildesFrühzeitige Erkennung ist bei Schilddrüsenerkrankungen enorm wichtig. Die Tastuntersuchung liefert erste Hinweise. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Schilddrüse

Sie hat etwa die Form eines Schmetterlings, befindet sich unterhalb des Kehlkopfs und wiegt bei einem Baby nur wenige Gramm: die Schilddrüse. Doch obwohl sie so klein ist, kann es zu schwerwiegenden Störungen kommen, wenn sie nicht richtig funktioniert. Denn die von der Schilddrüse gebildeten Hormone (T3 und T4) steuern unseren Stoffwechsel, wirken sich auf den Herzschlag und die Körpertemperatur und auch auf das Wachstum und die Gehirnentwicklung von Kindern aus.

Schilddrüsenstörung hat vielfältige Symptome

Stellt die Schilddrüse zu wenig Hormone her (Hypothyreose), fallen unbehandelte Kinder meist durch eine verzögerte körperliche und geistige Entwicklung auf. Sie frieren leicht, haben eine teigige Haut und Haarausfall, die Nägel sind brüchig. Säuglinge trinken meist schlecht und ihre Muskeln sind schwach. Ältere Kinder sind oft übergewichtig. Auch kann das Wachstum beeinträchtigt sein oder die Pubertät beziehungsweise die Menstruation ausbleiben, weil die Schilddrüsenhormone andere Hormone beeinflussen. Möglicherweise ist die Schilddrüse vergrößert. Dann spricht man von einem Kropf.

Stellt die Schilddrüse auf der anderen Seite zu viele Hormone her (Hyperthyreose), sind die betroffenen Kinder meist auffallend nervös und unruhig. Sie schwitzen stark, verlieren an Gewicht beziehungsweise sind sehr dünn und ihre Hände zittern häufig. Ein zu hoher Spiegel kann außerdem ebenso wie ein zu niedriger dazu führen, dass Kinder zu wenig wachsen.

Angeborene Fehlfunktionen der Schilddrüse

Die angeborene Form der Schilddrüsenunterfunktion ist mit einer Häufigkeit von etwa 1:3500 die häufigste angeborene Hormonstörung. Meist ist die Drüse nicht richtig entwickelt, manchmal sogar überhaupt nicht vorhanden. Die Ursache der Fehlanlagen ist nicht immer geklärt, in manchen Fällen ist ein fehlerhaftes Gen verantwortlich. Unbehandelt kann sie zu irreversiblen Störungen führen, weil in den ersten beiden Lebensjahren auch die Gehirnentwicklung beeinträchtigt ist. Der Pädiater Dr. Johannes Weigel ist Spezialist für Hormon- und Stoffwechselstörungen bei Kindern. Er sagt: "Unbehandelt verlieren Kinder mit einer angeborenen Hypothyreose ohne Therapie ab der dritten Lebenswoche etwa einen IQ-Punkt pro Woche.“

Früherkennung bei Neugeborenen

Glücklicherweise wird die angeborene Schilddrüsenunterfunktion heute fast immer früh erkannt und kann durch die Gabe der Hormone in Tablettenform erfolgreich behandelt werden. Ärzte oder Hebammen führen dazu bei Neugeborenen ein sogenanntes TSH-Screening durch. Sie entnehmen dem Säugling am dritten Tag (ab der 36. Lebensstunde möglich) nach der Geburt einen Tropfen Blut aus der Ferse. Unter anderem wird daraus die Konzentration des "TSH" bestimmt. TSH ist das "Schilddrüsen-stimulierende Hormon", das die Hirnanhangdrüse produziert, um die Schilddrüsenfunktion zu steuern.

Der "Boss" der Hormone

Die Hirnanhangdrüse ist sozusagen der "Boss" aller Hormondrüsen unseres Körpers. Stellt die Schilddrüse zu wenige Hormone her, merkt sie das und reagiert mit einem Anstieg der TSH Produktion, um das Organ zu mehr Leistung anzuregen. Eine Schilddrüsenunterfunktion zeigt sich daher in einem Anstieg der TSH-Konzentration im Blut. Eine angeborene Schilddrüsenüberfunktion ist seltener, wird aber nicht durch das TSH-Screening erkannt.

Weil die richtige Behandlung von enormer Wichtigkeit ist, sollten kleine Kinder mit Störungen ihrer Schilddrüse möglichst von einem pädiatrischen Endokrinologen behandelt werden, so Weigel, also einem Kinderarzt mit zusätzlicher Fachweiterbildung über Hormonstörungen. Mit einer geeigneten Therapie entwickeln sich diese Kinder dann völlig normal. Weltweit gibt es aber noch immer Fälle von geistig und körperlich drastisch zurück gebliebenen Kindern (Kretinismus), die durch die Gabe von Schilddrüsenhormonen vermeidbar wären. Gegen eine Überfunktion helfen sogenannte Hormonblocker. Eine Operation oder eine Radiojodtherapie sind Alternativen.

Jod ist wichtig für die Schilddrüse

Eine besondere Rolle für die Schilddrüse spielt das Jod. Denn das braucht sie, um ihre Hormone herzustellen. Früher wurden viele Babys mit einer Störung der Schilddrüsenfunktion geboren, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft unter einem Jodmangel gelitten haben. Jod ist in unserem Trinkwasser enthalten, allerdings in Deutschland in zu geringen Mengen. Daher sollte man hier Jodsalz zum Würzen von Speisen verwenden. Schwangeren empfehlen Frauenärzte außerdem Jod als Nahrungsergänzung. Aber: "Auch eine Überversorgung mit Jod kann negative Folgen haben“, sagt Weigel. Manche Schwangere nähmen zusätzlich zu den von ihrem Arzt empfohlenen Tabletten jodhaltige Algenpräparate ein.

Erworbene Störungen

Fehlfunktionen der Schilddrüse können sich auch erst im Lauf des Lebens entwickeln. Bei Kindern liegt in diesem Fall oft eine Autoimmunerkrankung zugrunde: Bei der sogenannten Hashimoto-Schilddrüsenentzündung (auch Autoimmunthyreoiditis genannt) greift das eigene Abwehrsystem das Gewebe der Schilddrüse an und zerstört es. Eine Unterfunktion ist die Folge.

Umgekehrt kann es aber auch zu einer Überfunktion der Schilddrüse kommen, wenn das Abwehrsystem sich gegen den eigenen Körper richtet. Das ist bei der sogenannten Basedowschen Erkrankung der Fall. Sie kann Menschen jedes Alters betreffen. Wird die Krankheit nicht erkannt, besteht die Gefahr einer sogenannten thyreotoxischen Krise, einer lebensbedrohlichen Vergiftung mit Schilddrüsenhormonen.

Schilddrüsenstörungen in der Schwangerschaft

Auch Schwangere sollten sich laut der Ärzte Zeitung unbedingt ihre Schilddrüsenwerte im Blut untersuchen lassen. Antikörper, die möglicherweise sowohl bei der Hashimoto als auch bei der Basedowschen Erkrankung eine Rolle spielen, seien im Blut bei vielen Menschen nachweisbar, ohne dass Symptome auftreten würden. Doch 22 Monate nach einer Schwangerschaft zeigten sich im Blut bei etwa jeder Dritten erhöhte oder erniedrigte TSH-Werte, habe eine aktuelle Studie gezeigt, so die Ärzte-Zeitung. Übrigens: Die mütterlichen Antikörper können, da sie über die Plazenta übertragen werden, die Entwicklung der Säuglinge noch nach der Geburt stören.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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